Lalidererspitze - Direkte Nordwand (Rebitsch/Spiegl)

Viele Jahre war diese Erstbegehung von Hias Rebitsch eine der berüchtigsten Ostalpentouren. Sie galt als schwierige, ernste Route in teilweise brüchigem Fels. Und auch mit den heutigen Kletterschuhen und zusätzlichen Sicherungsmöglichkeiten wie Camalots bleibt sie anspruchsvoll.

Da Andi und Ulli kein Auto fürs Wochenende hatten und ich keinen Kletterpartner, fuhren wir zu dritt ins Karwendel. Ich hatte schon länger nichts zu dritt gemacht, aber es lief super und wir verloren kaum Zeit gegenüber einer Zweierseilschaft. Wir kamen erst spät in der Nacht zum Parkplatz und schliefen daher etwas länger als üblich. Als wir dann noch Zeit mit dem Suchen des Einstieges verloren, befürchtete ich schon, dass wir mit einigem Steinschlag von vorauskletternden Seilschaften zu rechnen hätten. Aber überraschenderweise war kein einziger Kletterer in der ganzen Wand zu sehen. Anscheinend sind Touren dieser Art heutzutage ziemlich out.

Gegen 9 Uhr stiegen wir ein. In den unteren Seillängen ist der Fels noch gut und es stecken viele Haken. Ab dem ersten Turm wird der Fels dann schlechter. Zunächst sieht der Turm nach relativ leichter Kamin- und Verschneidungskletterei aus. Als mir dann aber bewusst wurde, dass dieses brüchige Monstrum nur ganz unten irgendwie an der Wand klebt und nach oben hin über viele Meter absteht fühlte ich mich ziemlich unwohl. Trotz zweier Beschreibungen war uns in der nachfolgenden Schlucht nicht klar, wo man diese verlassen soll. Wir stiegen ganz am Ende nach links raus und erreichten den 2. Turm dadurch von links. Wir begradigten so die beschriebene Rechtsschleife mussten aber dafür etwa 100m in schlechtem Fels komplett selber absichern. Nach einem brüchigen Überhang und einer nassen Verschneidung leiten zum Schluss leichtere Seillängen schräg nach rechts in Richtung Nordkante. Um 18.30 Uhr standen wir auf dem Gipfel.

Obwohl die Helligkeit sicher noch für den Abstieg durch die Spindlerschlucht gereicht hätte, zogen wir es vor die Nacht in der wunderschönen Biwakschachtel wenige Minuten vom Gipfel entfernt zu verbringen.

Tipps

  • Beim Zustieg von Eng ist es besser solange auf dem Weg Richtung Falkenhütte zu bleiben bis man sich ungefähr unterhalb des Einstieges befindet und erst dann gerade hochsteigt. Das Queren unterhalb der Wand ist recht mühsam.
  • Der Einstieg befindet sich wenige Meter rechts einer kleinen Gedenktafel. Diese sieht man aber erst, wenn man fast dort steht.
  • Die im Topo eingezeichnete Variante beim Seilquergang geradeaus wirkt unlohnend. Der Fels sieht brüchig aus und von unten waren keine Haken zu sehen.
  • Trotz der Hitze der letzten Zeit fand sich unterhalb des Biwaks auf der Südseite noch Schnee.


Wand mit Routenverlauf

1. Seillänge

3. Seillänge

Standplatz im unteren Wandteil

4. Seillänge (7)

5. Seillänge

Der frühere (Seil-)Quergang

Risse führen zum ersten Turm
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